Himmel, Erde, Luft und Meer – Gottesdienst am 19. Oktober
Er liebte es, in die Natur hinauszugehen – besonders in ein kleines, wildes, wunderschönes Tal östlich von Düsseldorf, genannt „das Gesteins“. Dort nahm er die Schönheit der Schöpfung in sich auf – und fühlte sich seinem Schöpfer ganz nah. In einem Lied schrieb er:
„Gott, die Luft erschallt
Von so vielen Kehlen,
Echo wiederhallt;
Ich auch singe dir,
Höre mein Begier,
Lass mich ja nicht fehlen!
Gott, wie rühmen dich
Berge, Fels und Klippen?
Sie ermuntern mich:
Drum an diesem Ort,
O mein Fels und Hort!
Jauchzen meine Lippen.
Herr, wie rauscht dahin
Wasser in den Gründen!
Es erfrischt den Sinn,
Wann ich es anhör;
Heilbrunn, ich begehr,
Lass mich dich auch finden.
Er ging nicht nur allein dorthin, er nahm andere mit, und sie sangen Lieder, beteten, hörten seine Predigten. Nach ihm wurden ein Felsen dort „Neanderstuhl“, eine Höhle „Neanderhöhle“ genannt – hundert Jahre später das ganze Tal „Neandertal“.
150 Jahre nach seinem Tod kamen regelmäßig Studierende der Düsseldorfer Kunstakademie ins Neandertal, feierten Feste – und malten wunderbare Landschaftsbilder. Durch sie können wir die Schönheit dieser Landschaft wahrnehmen – es gab ja noch keine Fotografie.
Wenige Jahre danach, in der Mitte des 19. Jahrhunderts, begann die Industrialisierung. Der Kalkstein dieses Tales war begehrt, und es wurde nahezu völlig zerstört. Im Abraum wurden Knochen gefunden – der „Neandertaler“ – ein Urmensch, benannt nach einem christlichen Theologen und Liederdichter.
Eins seiner Lieder, „Himmel, Erde, Luft und Meer“ (Ev. Gesangbuch 504) liegt dem Gottesdienst am 19. Oktober um 10.15 Uhr zugrunde. In ihm spüren wir bis heute die Schönheit dieser Landschaft und der ganzen Schöpfung – und wie sie uns berührt und mit dem Schöpfer verbindet:
Himmel, Erde, Luft und Meer
zeugen von des Schöpfers Ehr;
meine Seele, singe du,
bring auch jetzt dein Lob herzu.
Hermann Birschel